«SCHLAGFERTIGE» tRADITION: HORNUSSEN

Nebst Schwingen und Steinstossen gehört Hornussen zu den urchigen Nationalsportarten der Schweiz. Doch was ist Hornussen eigentlich? Unser «Traditionentester» Peter Bolliger hat sich aufs Ries gewagt und die Sportart für uns ausprobiert.

Peters erstes Mal…

Beim Hornussen sind Verstand, Muskeln und Mut gefragt. Peter Bolliger stellte sich der Herausforderung und absolvierte für uns ein actionreiches Training mit den Profis der Hornussergesellschaft Hergiswil am Napf. Sein Fazit? «Ehr send geili Sieche!»

Hesch gwüsst

Die Hornussergesellschaft Hergiswil bei Willisau gibt’s bereits seit 1913. Im Juni 2024 feierten die Sportlerinnen und Sportler ihren Aufstieg in die 1. Liga. Ob das Training mit Peter Bolliger für Extra-Auftrieb sorgte?

Vom heidnischen Brauch zum Trendsport

Früher wurden brennende Holzscheite vom Berg ins Tal geschlagen, um Geister zu vertreiben. Der heute bekannte spielerische Wettkampf entstand im Spätmittelalter. Seit 1902 sind die regionalen Unterverbände im Eidgenössischen Hornusserverband EHV zusammengeschlossen. Das (teilweise tägliche) Training wird während der Saison in der Gruppen-, Verbands- und Eliteklasse sowie während internationalen Turnieren unter Beweis gestellt. Höhepunkte sind das Hornussen am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest sowie das Eidgenössische Hornusserfest, das seit 1903 alle drei Jahre stattfindet..

HESCH GWÜSST?

Hornussen war zu Beginn besonders bei Jungbauern im Emmental beliebt, Spieleinsatz war ein Zvieri inkl. Getränke. Da die sonntäglichen Anlässe den Kirchgang tangierten, versuchte die Berner Landeskirche mehrmals, das Hornussen zu verbieten – vergeblich.

Welche Spielregeln gelten beim Hornussen?

  1. Zwei Teams treten gegeneinander an, unabhängig von Alter und Geschlecht.
  2. Ein Schläger befördert den Nouss so weit wie möglich ins gegnerische Feld.
  3. Dort versucht die Gegenmannschaft, den Nouss so früh wie möglich einer Holztafel aufzuhalten.
  4. Landet der Nouss auf dem Boden, kassieren die Abtuer der gegnerischen Mannschaft Strafpunkte.
  5. Anhand der Distanz resp. verfehlten Flugkörpern wird die Wertung für die einzelnen Schläger und das Total für die schlagende Partei abgeleitet. Es gewinnt die Mannschaft mit weniger Nummern, d.h. das Team, bei dem weniger Nousse ungestoppt im Ries zu Boden gegangen sind.

Wo ist hornussen verbreitet?

Das Emmental gilt als Hochburg dieser Traditionssportart. Heute wird Hornussen hauptsächlich im Kanton Bern ausgeübt, aber auch in Solothurn, Aargau, Luzern, Zürich, Basel-Landschaft, Thurgau, Schaffhausen und St. Gallen. Im Ausland gibt’s genau eine Hornussergesellschaft mit regelmässigem Spielbetrieb, genauer gesagt im Deutschen Grossrinderfeld. Doch sogar aus Südafrika nehmen einige Hornusser an interkantonalen Festen und am Eidgenössischen Teil.

HESCH GWÜSST?

Im Ausland wird die Schweizer Traditionssportart Hornussen als «Swiss Golf» bezeichnet.

Wird Hornussen dein neues Hobby?

Du möchtest mehr über die traditionelle Sportart erfahren? Oder vielleicht sogar selbst zur Hornusserin oder zum Hornusser werden? Dann wage den ersten Schritt auf deinem «Hornusserweg» und lass dich überraschen. Oder möchtest du den archaischen Sport lieber gemütlich auf dem Sofa erleben? Dann empfehlen wir dir den mit dem Schweizer Filmpreis prämierten Dokumentarfilm «Schlagen und Abtun» von Norbert Wiedmer.

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